Wirtschaftliche Lage

Wirtschaftliche Lage

Gastgewerbe in der Krise

Die Lage im Gastgewerbe ist alarmierend. Wirtschaftlich haben sich die Betriebe noch nicht von den Folgen der Corona-Pandemie erholen können. Die realen Umsätze liegen deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Gleichzeitig muss die Branche enorme Kostensteigerungen und die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen verkraften; die anhaltend hohe Inflation und der Trend zum Homeoffice setzen viele Betriebe enorm unter Druck. Besonders das Mittagsgeschäft leidet unter dem veränderten Arbeitsverhalten. 2024 ist für unsere Branche das fünfte Verlustjahr in Folge. Es wird für viele Betriebe immer schwerer, wirtschaftlich zu arbeiten. Sie kämpfen um das Überleben, Zukunftsängste und Existenzsorgen nehmen zu.

1. Umsatzentwicklung: Fünftes Verlustjahr in Folge

Zwar liegen die nominalen Umsätze seit 2022 im Vergleich zu 2019 wieder im Plus. Dieses Umsatzwachstum wurde durch die starke Inflation jedoch mehr als aufgezehrt. Nach Angabe des Statistischen Bundesamtes lag der reale (inflationsbereinigte) Umsatz im Gastgewerbe von Januar bis Oktober 12,4% unter dem Vorkrisenjahr 2019. Die Gastronomie meldet für den aktuell veröffentlichten Zeitraum sogar ein reales Minus von 15,0% gegenüber 2019.

2. Preis- und Kostenentwicklung in der Gastronomie: Betriebe unter Druck

Die Anhebung der Mehrwertsteuer zum 1. Januar 2024 hat die Situation der gastronomischen Betriebe dramatisch verschärft.

Nach Angabe des Statistischen Bundesamtes beträgt die Inflationsrate im November 2024 für Gaststättendienstleistungen 23,0% und für den Verzehr einer Hauptspeise 24,0% im Vergleich zu Januar 2022, kurz vor Beginn des Ukraine-Krieges. Preiserhöhungen waren aufgrund der Mehrwertsteuererhöhrung und zudem gestiegener Kosten für viele Betriebe notwendig, um weiterhin rentabel arbeiten zu können.

Allein die Arbeitskosten im Gastgewerbe sind laut Statistischem Bundesamt im 2. Quartal 2024 um 31,5% gegenüber dem 1. Quartal 2022 gestiegen (der Arbeitskostenindex misst vierteljährlich die Gesamtkosten, die Arbeitgebern durch ihre Arbeitnehmenden entstehen).

Auch die Preise für Energie (+29,3%), Nahrungsmittel (+25,9%) und alkoholfreie Getränke (+27,4%, jeweils Stand November 2024) lagen seit Januar 2022 dauerhaft über den ausgewiesenen Preissteigerungen für die Gastronomie.

Berücksichtigt man, dass die Kosten für Wareneinsatz und Personal in den meisten Betrieben bereits 60% bis 70%, die Energiekosten 4% bis 10% des Umsatzes ausmachen, so ist es bis zum 31. Dezember 2023 mit den 7% Mehrwertsteuer gelungen, diese enormen Kostensteigerungen zumindest teilweise abzufedern und nicht 1:1 an die Gäste weiterzugeben. Doch dafür gibt es nun keine Reserven mehr.

3. Insolvenzen und Schließungen: Jeder zehnte Betrieb gibt auf

Die Betriebe stehen mit dem Rücken an der Wand, die Aussichten sind trüb, die Zahl der Insolvenzen und Betriebsaufgaben steigt.

Laut Statistischem Bundesamt gab es im Zeitraum Januar bis September 2024 (aktuell veröffentlichter Wert) 1.381 beantragte Insolvenzverfahren in der Gastronomie. Im Vorjahreszeitraum waren es 1.144. Dies entspricht einem Plus von 20,7%. In der Gesamtwirtschaft betrug der Zuwachs „nur“ 9,9% (Januar bis September 2023: 82.326/ Januar bis September 2024: 90.443 beantragte Insolvenzverfahren).

Nach einer Untersuchung von Creditreform mussten in den Jahren 2020 bis 2023 allein in der Gastronomie bundesweit rund 48.000 Betriebe schließen. Für 6.100 Betriebe kam in dieser Zeit das Aus durch eine Insolvenz. 2023 hat etwa jedes zehnte Gastronomieunternehmen aufgegeben. Laut aktuellen Prognosen des Informationsdienstleisters CRIF werden 2024 voraussichtlich 1.190 Insolvenzen in der Gastronomie erwartet, was einem Anstieg von über 30% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Mehr denn je kommt es in dieser Situation auf die Rahmenbedingungen an. Es braucht jetzt eine konsequente Neuausrichtung der Politik, die den Betrieben neuen Mut macht und Perspektiven schafft. Damit das Gastgewerbe seine Potenziale entfalten kann.